Das Wichtigste in Kürze
- Die Wechseljahre sind eine hormonelle Übergangsphase, die körperliche und psychische Symptome auslösen kann.
- Häufige Beschwerden: Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Scheidentrockenheit.
- Langfristige Auswirkungen: Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselveränderungen.
- Die Symptome und deren Intensität variieren individuell.
- Behandlungsmöglichkeiten reichen von mentalen Strategien bis hin zu medizinischen Ansätzen wie der Hormonersatztherapie.
Was sind die Wechseljahre?
Die Wechseljahre (Klimakterium) sind eine natürliche Phase im Leben einer Frau. Sie markieren den Übergang von der fruchtbaren Zeit zur Lebensphase, in der eine Frau sich nicht mehr fortpflanzen kann. Mit zunehmendem Alter nimmt die Anzahl der Follikel in den Eierstöcken kontinuierlich ab.
Follikel
Ein Follikel ist ein bläschenartiges Gebilde in den Eierstöcken. In einem Follikel – auch Eibläschen genannt – wächst die Eizelle heran. Pro Zyklus reift normalerweise nur ein Follikel ganz aus. Zudem produzieren Follikel Hormone wie Östrogen. Dadurch spielen sie eine zentrale Rolle im Menstruationszyklus. [1]
Durch die Abnahme der Follikel kommt es zu Schwankungen der Sexualhormone Progesteron und Östrogen. Dadurch können erste Anzeichen der Wechseljahre, wie z. B. unregelmäßige Menstruationszyklen hervorgerufen werden. Im weiteren Verlauf können weitere Symptome hinzukommen. [1]
Häufige Symptome der Wechseljahre
Die Hormonveränderungen können eine Vielzahl an körperlichen und psychischen Beschwerden hervorrufen. Die Symptome der Wechseljahre variieren von Frau zu Frau, sowohl in der Intensität als auch in der Dauer. Die häufigsten Wechseljahresbeschwerden umfassen: [1, 5, 6]
Hitzewallungen
Hitzewallungen gehören zu den bekanntesten Beschwerden. Viele Frauen berichten von plötzlich auftretenden Hitzeschüben, begleitet von starkem Schwitzen, insbesondere nachts.
Schlafstörungen
Hormonschwankungen können den Schlafrhythmus stören, was zu Einschlaf- und Durchschlafproblemen führt. Diese tragen oft zu erhöhter Tagesmüdigkeit bei.
Stimmungsschwankungen
Viele Frauen erleben in den Wechseljahren Stimmungsschwankungen, die von Reizbarkeit bis hin zu Depressionen reichen können.
Scheidentrockenheit und Libidoverlust
Die hormonelle Veränderung kann zu Scheidentrockenheit führen, was häufig mit Unwohlsein oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verbunden ist. Gleichzeitig berichten viele Frauen von einem verminderten sexuellen Verlangen.
Haut- und Haarveränderungen
Mit sinkendem Östrogenspiegel kann die Haut trockener werden und an Elastizität verlieren. Auch Haarausfall oder dünner werdendes Haar sind häufige Beschwerden.
Weitere Symptome können sein:
- Abnahme der Muskelmasse, z. B. Absenkung des Beckenbodens und infolge Inkontinenz
- Osteoporose (Knochenabbau, Verlust der Knochendichte)
- Gelenkschmerzen, Gelenksteifheit
- Kopfschmerzen
- Spannungsgefühle in den Brüsten
- Herzrasen, Herzstolpern
- Generelle Trockenheit der Schleimhäute (Mund, Augen)
- Kognitive Beeinträchtigungen (z. B. Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten)
Während die Wechseljahre oft mit Beschwerden verbunden sind, können sie langfristig auch positive Aspekte mit sich bringen: Nach der Menopause – dem Zeitpunkt, an dem die Menstruation endgültig ausbleibt – entfallen beispielsweise die Notwendigkeit der Verhütung sowie das Risiko einer Schwangerschaft. Auch das endgültige Ausbleiben der Menstruation wird von manchen Frauen als positiv wahrgenommen. Diese Veränderungen bringen für viele eine spürbare Erleichterung mit sich. Gleichzeitig können Gefühle des Verlusts, gesundheitliche Bedenken und Unsicherheiten über die Zukunft auftreten. Auch Sorgen über das Älterwerden spielen eine Rolle, besonders in einer Gesellschaft, die großen Wert auf jugendliche Schönheit legt. Jede Frau erlebt diese Phase anders. Einige haben kaum Beschwerden, während andere deutliche, belastende Symptome spüren. Genetische Veranlagung, Lebensstil und allgemeine Gesundheit beeinflussen, wie stark die Wechseljahre wahrgenommen werden. Deshalb ist eine individuelle Herangehensweise zur Behandlung der Symptome wichtig.
Psychische Auswirkungen der Wechseljahre
Die Hormonveränderungen beeinflussen Stimmung und Emotionen. Östrogen unterstützt das Gehirn bei der Regulierung der Stimmung. Sinkt der Östrogenspiegel, können folgende Symptome vermehrt auftreten: [1, 5, 7]
- Stimmungsschwankungen
- Angstzustände
- Niedergeschlagenheit, depressive Verstimmungen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Wortfindungsstörungen
- Vergesslichkeit
Aber nicht nur die hormonelle Veränderung kann sich auf das mentale Wohlbefinden in dieser Lebensphase auswirken. Viele Frauen erleben in der Lebensmitte bedeutende Lebensereignisse – pubertierende Kinder oder Kinder verlassen bereits das Haus, die älter werdenden Eltern brauchen mehr Fürsorge, Trauerfälle usw.. Auch das Bewusstwerden der Wechseljahre und der damit einhergehenden sinkenden Fruchtbarkeit kann sich auf das mentale Wohlergehen auswirken. Wie bei anderen Übergangsphasen – etwa in der Pubertät oder bei der Geburt des ersten Kindes – handelt es sich um natürliche Prozesse, die jedoch manchmal überwältigend wirken können. [8]
Auch für die psychischen Auswirkungen der Wechseljahre gilt, dass jede Frau diese individuell wahrnimmt. Es gibt keine universelle Regel, die auf jede Frau zutrifft.
Hat jede Frau Symptome in den Wechseljahren?
Nicht jede Frau hat Symptome in den Wechseljahren. Während viele Frauen einige der typischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder vaginale Trockenheit erleben, bleiben bei anderen Frauen solche Symptome entweder ganz aus oder sind sehr mild. Die Intensität und Art der Symptome können stark variieren und hängen von genetischen, hormonellen und psychosozialen Faktoren sowie dem Lebensstil ab. Auch Vorerkrankungen wie Brustkrebs können einen Einfluss auf den Start als auch auf Symptome haben.
Langfristige Auswirkungen der Wechseljahre
Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafprobleme und Stimmungsschwankungen sind während der Wechseljahre oft direkt spürbar. Die Veränderungen des Hormonspiegels können jedoch auch langfristige Auswirkungen haben, die über die Wechseljahre hinaus reichen.
- Knochengesundheit: Der Östrogenmangel führt zu einer verminderten Knochendichte, was das Risiko für Osteoporose erhöht. [9, 10]
- Herz-Kreislauf-System: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. [11]
- Stoffwechsel und Gewicht: Hormonelle Veränderungen können zu einer Gewichtszunahme führen, insbesondere im Bauchbereich, was das Risiko für das metabolische Syndrom und Diabetes Typ 2 erhöht. [11]
Die Wechseljahre bringen aber nicht nur negative Seiten mit sich: Nach der Menopause entfallen Verhütung und Menstruationsbeschwerden. Frauen, die zuvor unter starken, schmerzhaften Blutungen oder Endometriose litten, können dadurch eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität erfahren. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt mit neuen Möglichkeiten. Es gibt erste Hinweise darauf, dass Frauen nach den Wechseljahren oft mehr Energie und ein gesteigertes Wohlbefinden verspüren. [8]
Behandlung der Symptome und Therapie
Jede Frau erlebt den Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Phase ihres Lebens auf individuelle Weise. Daher gibt es keinen pauschalen Ansatz zur Behandlung von Symptomen in den Wechseljahren. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die individuell abgestimmt werden können, um gezielt zu helfen.
Mögliche Behandlungsansätze sind: [1,8]
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Diese wissenschaftlich anerkannte Therapieform unterstützt Frauen dabei, besser mit den Auswirkungen der Wechseljahre umzugehen. KVT zielt darauf ab, Denk- und Verhaltensmuster zu untersuchen und bei Bedarf gezielt anzupassen. So lassen sich Ängste, Stimmungsschwankungen und Stress reduzieren. Studien belegen, dass KVT die Lebensqualität in den Wechseljahren erheblich verbessern kann.
- Hormonersatztherapie (HRT): Die Hormonersatztherapie ersetzt fehlende Hormone wie Östrogen und Progesteron, um körperliche Beschwerden der Wechseljahre, wie Hitzewallungen und Schlafstörungen, zu lindern. HRT kann sehr effektiv sein, birgt jedoch potenzielle Risiken, die individuell mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprochen werden sollten.
Zusätzlich können Lebensstilanpassungen wie eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sowie naturheilkundliche Ansätze, Akupunktur oder nicht hormonelle Medikamente hilfreich sein. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Lebensqualität während der Wechseljahre zu verbessern. Eine enge Absprache mit medizinischem Fachpersonal ist dabei entscheidend, um die bestmögliche Lösung für die individuellen Bedürfnisse zu finden.
Quellen
[1] Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF). (2020). Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen. In Peri- Und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-062l_S3_HT_Peri-Postmenopause-Diagnostik-Interventionen_2021-01.pdf
[2] NICE. (2015, November 12). Menopause: identification and management. https://www.nice.org.uk/guidance/ng23
[3] World Health Organisation (WHO). (2024, Oktober 16). Menopause. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/menopause
[4] Hall, J. E. (2015). Endocrinology of the Menopause. Endocrinology and Metabolism Clinics of North America, 44(3), 485–496. https://doi.org/10.1016/j.ecl.2015.05.010
[5] Santoro, N., Roeca, C., Peters, B. A., & Neal-Perry, G. (2021). The Menopause Transition: Signs, Symptoms, and Management Options. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 106(1), 1–15. https://doi.org/10.1210/clinem/dgaa764
[6] Talaulikar, V. (2022). Menopause transition: Physiology and symptoms. Best Practice & Research Clinical Obstetrics & Gynaecology, 81, 3–7. https://doi.org/10.1016/j.bpobgyn.2022.03.003
[7] Karlamangla, A. S., Lachman, M. E., Han, W., Huang, M., & Greendale, G. A. (2017). Evidence for Cognitive aging in midlife Women: Study of Women’s health across the nation. PLoS ONE, 12(1), e0169008. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0169008
[8] Hunter, M.S., & Smith, M. (2021). Managing Hot Flushes and Night Sweats: A cognitive behavioural self-help guide to the menopause (2nd ed.). Routledge.
[9] Greendale, G. A., Huang, M., Cauley, J. A., Liao, D., Harlow, S., Finkelstein, J. S., Hans, D., & Karlamangla, A. S. (2020). Trabecular Bone Score Declines During the Menopause Transition: The Study of Women’s Health Across the Nation (SWAN). The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, 105(4), e1872-1882. https://doi.org/10.1210/clinem/dgz056
[10] El Khoudary, S. R., Chen, X., Wang, Z., Brooks, M. M., Orchard, T., Crawford, S., Janssen, I., Everson-Rose, S. A., McConnell, D., & Matthews, K. (2023). Low-density lipoprotein subclasses over the menopausal transition and risk of coronary calcification and carotid atherosclerosis: the SWAN Heart and HDL ancillary studies. Menopause (New York, N.Y.), 30(10), 1006–1013. https://doi.org/10.1097/GME.0000000000002245
[11] SWAN Study. (o. J.). Unraveling How the Menopause Is Related To Cardiovascular Risk & Heart Health in Women During and After Menopause. SWAN – Study of Women’s Health Across the Nation. Abgerufen 19. November 2024, von https://www.swanstudy.org/womens-health-info/cardiovascular-risk-and-heart-health-in-women-during-and-after-menopause/