Was ist Sodbrennen?
Sodbrennen ist ein brennendes oder drückendes Gefühl hinter dem Brustbein. Es kann bis in den Hals oder den Mund aufsteigen. Ursache ist, dass Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt. Dieser Rückfluss wird Reflux genannt.
Gelegentliches Sodbrennen ist meist unbedenklich. Tritt es jedoch regelmäßig auf, kann eine chronische Refluxerkrankung vorliegen. Die gastroösophageale Refluxkrankheit (englisch: Gastroesophageal Reflux Disease, kurz GERD) entsteht, wenn Magensäure in die Speiseröhre gelangt. Das kann das Gewebe schädigen und sollte medizinisch abgeklärt werden [1,2].
Wie äußert sich Sodbrennen?
Typische Anzeichen für Sodbrennen [2]:
- brennendes Gefühl hinter dem Brustbein
- saures Aufstoßen – vor allem nach dem Essen
- saurer Geschmack im Mund
- Völlegefühl
- Beschwerden beim Schlucken
- “einen Kloß im Hals haben”
- in seltenen Fällen: morgendliche Heiserkeit, häufiges Räuspern oder Husten
Ursachen von Sodbrennen
Verschiedene Mechanismen können dazu führen, dass Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt [4]:
- Eine übermäßige Produktion von Magensäure
- Ein geschwächter Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre
- Eine unzureichende Bildung von Magensäure, die zu Gärungsprozessen und Gasbildung führen kann
Eine zu geringe Magensäureproduktion klingt zunächst widersprüchlich, kann aber ebenfalls Reflux fördern. Wenn der Magen die Nahrung nicht ausreichend zersetzt, entsteht mehr Gas. Das kann zu häufigem Aufstoßen führen. Der Druck im Magen steigt und schwächt langfristig den Magenschließmuskel.
Bestimmte Auslöser können dazu führen, dass sich zu viel Druck im Magen aufbaut oder der Schließmuskel geschwächt wird [5]:
- fettige, stark gewürzte oder zuckerreiche Speisen
- Kaffee, Alkohol und Kohlensäure
- große Mahlzeiten, spätes Essen oder direktes Hinlegen
- Stress, Anspannung oder Angstzustände
- Schwangerschaft
- Rauchen
- Erkrankungen wie Reflux, Zwerchfellbruch, Gastritis oder Schilddrüsenunterfunktion
- Medikamente wie NSAR, Kalziumantagonisten, Antidepressiva
- zunehmendes Alter – ab etwa 40 verliert der Magenschließmuskel an Spannkraft
Sodbrennen in den Wechseljahren
Hormonveränderungen in der Perimenopause und Postmenopause können das Risiko für Sodbrennen erhöhen. Studien zeigen: Personen in dieser Lebensphase berichten deutlich häufiger von Refluxbeschwerden als in früheren Jahren.
Die gastroösophageale Refluxkrankheit (englisch: Gastroesophageal Reflux Disease, kurz GERD) ist eine Erkrankung, bei der Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt, was zu Symptomen wie Sodbrennen führen kann. Sie entsteht, wenn der untere Speiseröhrenschließmuskel nicht richtig schließt.
Typische Beschwerden bei GERD sind:
- häufiges Sodbrennen
- saures Aufstoßen
- Druck- oder Völlegefühl im Oberbauch
- ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein
- Reizhusten oder Heiserkeit, besonders morgens
Weil Refluxbeschwerden oft unterschätzt oder nicht richtig erkannt werden, raten Fachleute bei häufigem Sodbrennen zu einer gezielten Abklärung. Wird die Refluxkrankheit nicht behandelt, kann das langfristig zu Problemen führen – etwa zu einer entzündeten Speiseröhre, kleinen Schleimhautverletzungen oder, in seltenen Fällen, zu einem erhöhten Risiko für Speiseröhrenkrebs. [6].
Wie Hormonveränderungen Sodbrennen auslösen
In den Wechseljahren verändert sich dein Hormonhaushalt. Diese Veränderungen können deinen Magen-Darm-Trakt betreffen und können Sodbrennen begünstigen [3,6]:
- Muskelschwäche durch Östrogenmangel:
Sinkt der Östrogenspiegel, verlieren auch die Muskeln an Spannkraft – darunter auch der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre. Die Folge: Magensäure kann leichter zurückfließen. - Langsamere Verdauung:
Eine verminderte Muskelaktivität verlangsamt die Verdauung. Das führt zu Völlegefühl, Blähungen und mehr Druck im Bauchraum – was Reflux begünstigt, vor allem im Liegen. - Trockene Schleimhäute:
In den Wechseljahren produziert der Körper weniger Speichel. Die Schleimhäute werden trockener. Ohne ausreichenden Speichel kann Magensäure schlechter neutralisiert werden und bleibt länger in der Speiseröhre. - Mehr Stresshormone:
Sinkende Östrogenspiegel können den Cortisolspiegel steigen lassen. Cortisol ist ein Stresshormon – es kann die Säureproduktion im Magen erhöhen und die Magenentleerung verzögern. - Weniger Schutzstoffe in der Magenschleimhaut:
Auch die Produktion von Melatonin und Prostaglandinen nimmt ab. Diese Stoffe schützen normalerweise die Magenschleimhaut und regulieren die Säurebildung.Wenn sie fehlen, nimmt der Schutz gegen die vorhandene Säure ab.
Was tun bei Sodbrennen in den Wechseljahren?
Wenn du in den Wechseljahren häufiger unter Sodbrennen leidest, können gezielte Anpassungen im Alltag helfen. Hier findest du Tipps, wie du Sodbrennen in den Wechseljahren vorbeugen kannst [7,8].
Verhaltensänderungen:
- kleine, gut verdauliche Mahlzeiten
- langsames, achtsames Essen
- Vermeide Reflux-Auslöser wie stark gewürzte, fettige oder zuckerreiche Speisen. Tipp: Auch Kaffee, Alkohol, Pfefferminze, Tomaten und Zitrusfrüchte können Reflux verstärken.
- nach dem Essen nicht sofort hinlegen
- Bewegung und regelmäßige Entspannung (z. B. durch Atem- oder Achtsamkeitsübungen) können den Druck im Bauch reduzieren.
- leicht erhöhte Schlafposition bei nächtlichem Reflux.
Medikamente und Hausmittel bei Sodbrennen
- Antazida oder Protonenpumpenhemmer (PPI) sind häufig eingesetzte Medikamente. Sie neutralisieren oder reduzieren die Säureproduktion. Ihre langfristige Anwendung sollte sorgfältig abgewogen werden, da sie das Mikrobiom beeinflussen können [9].
- Zuckerfreies Kaugummikauen kann helfen, den Speichelfluss zu erhöhen und Säure zu neutralisieren [10].
- Pflanzliche Mittel: Kamillentee, Melisse oder Kümmel können die Schleimhaut beruhigen. Auch Heilerde ist hilfreich.
Hormontherapie (HRT)
Bei ausgeprägten Wechseljahresbeschwerden kann eine Hormonersatztherapie (HRT) eine Behandlungsoption sein. In Einzelfällen wurde beobachtet, dass sich damit auch Refluxbeschwerden bessern. Andere Studien zeigen jedoch, dass HRT das Risiko für GERD (gastroösophageale Refluxkrankheit, englisch: Gastroesophageal Reflux Disease, kurz GERD) erhöhen kann [11].
Ob HRT für dich infrage kommt, hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem von deinen Beschwerden, deiner Krankengeschichte und persönlichen Vorlieben. Besprich die Möglichkeiten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.
In diesen Fällen lohnt sich ärztlicher Rat
Gelegentliches Sodbrennen – zum Beispiel nach einer sehr großen oder späten Mahlzeit – ist meist unbedenklich. Wenn Beschwerden jedoch regelmäßig auftreten, ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen. So kannst du gemeinsam mit deiner Ärztin oder deinem Arzt klären, ob weitere Untersuchungen nötig sind.
Lass deine Symptome ärztlich abklären, wenn du:
- länger als zwei Wochen unter Sodbrennen leidest
- trotz Änderungen in deinem Lebensstil keine Besserung spürst
- Schluckbeschwerden entwickelst
- häufig aufstoßen oder würgen musst
- unerklärlich an Gewicht verlierst
- oder dein Schlaf durch die Beschwerden gestört wird [12]
Diagnostik bei Sodbrennen und GERD
Wenn du ärztlichen Rat einholst, beginnt die Diagnose meist mit einem Anamnesegespräch. Dabei geht es darum, welche Beschwerden du hast, wann sie auftreten und was sie verstärkt oder lindert.
Je nach Ergebnis kann deine Ärztin oder dein Arzt weitere Untersuchungen vorschlagen [12]:
- Magenspiegelung (Gastroskopie): Dabei werden Speiseröhre und Magen von innen betrachtet. So lassen sich Reizungen oder Schäden erkennen.
- pH-Messung über 24 Stunden: Ein dünner Messschlauch misst den Säuregehalt in der Speiseröhre.
- Röntgenuntersuchung: Wird gemacht, wenn der Verdacht auf einen Zwerchfellbruch besteht.
- Manometrie: Diese Untersuchung misst, wie gut die Muskeln der Speiseröhre arbeiten – vor allem der Schließmuskel am Mageneingang.
Fazit
Sodbrennen in den Wechseljahren ist weit verbreitet: Etwa jede zweite betroffene Person berichtet von Refluxbeschwerden. Dennoch wird GERD (gastroösophageale Refluxkrankheit, englisch: Gastroesophageal Reflux Disease, kurz GERD) in der Menopausen-Diagnostik rund um die Menopause oft nicht berücksichtigt.
Unbehandelt kann Reflux gesundheitliche Folgen haben. Einige der Beschwerden lassen sich jedoch mit einfachen Maßnahmen lindern: Mit kleinen Anpassungen im Alltag – etwa bei Ernährung, Bewegung oder Stress – können sich Symptome oft deutlich reduzieren. Bei Bedarf helfen pflanzliche Mittel, Medikamente oder eine individuell abgestimmte Hormontherapie. Diese solltest du immer in Absprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt einsetzen.
Quellen
[1] AWMF online (2021). S3-Leitlinie: Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-062l_S3_HT_Peri-Postmenopause-Diagnostik-Interventionen_2021-01.pdf
[2] Chen, J., & Brady, P. (2019). Gastroesophageal Reflux Disease: Pathophysiology, Diagnosis, and Treatment. Gastroenterology Nursing, 42(1), 20–28. https://doi.org/10.1097/SGA.0000000000000359
[3] Chedid, V., Vijayvargiya, P., & Camilleri, M. (2023). Gastroesophageal reflux disease and hormone changes in midlife women. Menopause, 30(3), 239–245. https://doi.org/10.1097/GME.0000000000002134
[4] Gyawali, C. P., Fass, R., Savarino, E., Pandolfino, J. E., Roman, S., & Vaezi, M. F. (2023). Modern concepts in GERD pathogenesis. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology, 20(1), 11–27. https://doi.org/10.1038/s41575-023-00883-z
[5] Taraszewska, A. (2021). Risk factors for gastroesophageal reflux disease symptoms related to lifestyle and diet. Roczniki Państwowego Zakładu Higieny, 72(1), 21–28. https://doi.org/10.32394/rpzh.2021.0145
[6] AWMF / Madisch et al. (2023). S2k-Leitlinie: Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-013l_S2k_Gastrooesophageale-Refluxkrankheit-eosinophile_Oesophagitis_2023-09.pdf
[7] Fass, R., Boeckxstaens, G. E., El-Serag, H., Rosen, R., Sifrim, D., & Vaezi, M. F. (2021). Gastro-oesophageal reflux disease. Nature Reviews Disease Primers, 7(1), 55. https://doi.org/10.1038/s41572-021-00287-w
[8] Ness-Jensen, E., et al. (2022). Lifestyle intervention in patients with gastroesophageal reflux: A systematic review. American Journal of Gastroenterology. https://doi.org/10.14309/ajg.0000000000001571
[9] Freedberg, D. E., Kim, L. S., & Yang, Y.-X. (2022). The risks and benefits of long-term use of proton pump inhibitors. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology, 19, 45–59. https://doi.org/10.1038/s41575-021-00517-9
[10] Leiman, D. A., et al. (2021). Effect of oral stimulation on reflux clearance. Neurogastroenterology & Motility, 33(5). https://doi.org/10.1111/nmo.14081
[11] Saleh, S., Trujillo, S., Ghoneim, S., Thomas, C., & Fass, R. (2023). Effect of Hormonal Replacement Therapy on Gastroesophageal Reflux Disease and its Complications in Postmenopausal Women. Clinical Gastroenterology and Hepatology, 21(2), 549–551.e3. https://doi.org/10.1016/j.cgh.2022.01.058
[12] Savarino, E., Bredenoord, A. J., Fox, M., Pandolfino, J. E., Roman, S., Gyawali, C. P., & International Working Group for Disorders of Gastrointestinal Motility and Function (2017). Expert consensus document: Advances in the physiological assessment and diagnosis of GERD. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology, 14(11), 665–676. https://doi.org/10.1038/nrgastro.2017.130