Hitzewallungen: Ursachen und körperliche Reaktion
Hitzewallungen, oft als aufsteigende Hitze beschrieben, sind plötzlich auftretende, intensive Hitzegefühle. Sie beginnen meist im Brust- oder Gesichtsbereich und strahlen auf den Oberkörper und die Kopfhaut aus. Die Haut, besonders im Gesicht und am Hals, kann sich dabei röten. Gelegentlich können sich Hitzewallungen auch durch brennende Hände oder Füße zeigen. Diese Hitzewellen setzen oft unerwartet ein und klingen innerhalb weniger Minuten ab.
Hitzewallungen während der Wechseljahre
Hitzewallungen gehören zu den häufigsten Symptomen der Wechseljahre und deuten auf hormonelle Veränderungen hin. Der Rückgang des Hormons Östrogen, der in dieser Phase auftritt, beeinflusst das Temperaturregulationszentrum im Gehirn, den Hypothalamus. Fachleute vermuten, dass hormonelle Schwankungen den „inneren Thermostat“ des Körpers stören und fälschlicherweise eine Überhitzung signalisieren. Dies führt dazu, dass der Körper überempfindlich auf minimale Temperaturschwankungen reagiert.
Um überschüssige Wärme abzugeben, weiten sich die Blutgefäße und es gelangt mehr Blut an die Hautoberfläche, was eine Abkühlung bewirkt. Dadurch kommt es zu plötzlicher Hautrötung, einem Temperaturanstieg und starkem Schwitzen. Sobald die Hitze abklingt, kann ein kurzes Frösteln einsetzen, da der Körper versucht, die Temperatur wieder ins Gleichgewicht zu bringen. [1]
Was sind die Wechseljahre?
Der medizinische Begriff für die gesamte Phase der Wechseljahre lautet Klimakterium. Die Wechseljahre unterteilen sich in mehrere Phasen:
- Prämenopause: Diese Phase beginnt einige Jahre vor der Menopause. Während dieser Zeit lässt die Hormonproduktion allmählich nach, was zu ersten Veränderungen im Menstruationszyklus führen kann. Symptome sind in der Prämenopause meist noch nicht stark ausgeprägt, da der Körper weiterhin ausreichend Östrogen und Progesteron produziert.
- Perimenopause: Die Perimenopause umfasst die Jahre direkt vor und das Jahr nach der Menopause. In dieser Phase sind die hormonellen Schwankungen am stärksten, und Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder unregelmäßige Zyklen treten verstärkt auf. Die Perimenopause endet ein Jahr nach der letzten Regelblutung.
- Menopause: Die Menopause selbst markiert den Zeitpunkt der letzten Regelblutung und das Ende der Fruchtbarkeit. Sie wird rückwirkend festgestellt, wenn zwölf Monate keine Regelblutung mehr aufgetreten ist. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 51 Jahren, wobei individuelle Abweichungen normal sind.
- Postmenopause: Die Postmenopause beginnt ein Jahr nach der letzten Regelblutung und dauert den Rest des Lebens an. In dieser Phase ist die Produktion von Östrogen und Progesteron stark reduziert. Manche Symptome der Wechseljahre können sich legen, während das Risiko für andere gesundheitliche Probleme, wie Osteoporose und Herz- und Gefäßerkrankungen, steigt.
Die verschiedenen Phasen der Wechseljahre bringen zahlreiche körperliche Veränderungen mit sich, die sich individuell äußern können. Besonders auffällig und häufig sind Hitzewallungen, ein Symptom, das viele Menschen in dieser Zeit erleben.
Wann treten Hitzewallungen auf?
Viele Menschen in den Wechseljahren erleben Hitzewallungen, die bereits in den frühen 40ern beginnen und bis in die 60er andauern können. Die Häufigkeit und Dauer sind individuell. Durchschnittlich dauern Hitzewallungen etwa vier bis fünf Jahre und setzen meist im späten 40. Lebensjahr ein. Hitzewallungen können sowohl tagsüber als auch nachts auftreten. Nachthitze, auch als nächtliche Schweißausbrüche bekannt, kann den Schlaf stören. Die Häufigkeit variiert von Person zu Person: Manche erleben Hitzewallungen nur gelegentlich, während andere mehrmals täglich davon betroffen sein können. Faktoren wie Stress, Ernährung, Alkohol oder Temperaturveränderungen können die Häufigkeit und Intensität beeinflussen.
Wann sollen Hitzewallungen ärztlich untersucht werden?
Hitzewallungen sind ein bekanntes Wechseljahrsymptom und meist unbedenklich. Falls sie jedoch deinen Alltag oder Schlaf stark beeinträchtigen, ist ärztlicher Rat sinnvoll. Bei intensiven oder häufigen Hitzewallungen oder bei zusätzlichen Symptomen wie Schwindel, Herzrasen oder Atemnot sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Untersuchungen und Diagnose
Der Arzt oder die Ärztin wird in einem Gespräch die Häufigkeit und Intensität der Hitzewallungen erfragen. Ein Bluttest kann Informationen über deinen Hormonspiegel geben. Treten weitere Symptome wie Herzrasen oder Atemprobleme auf, könnten Untersuchungen wie ein EKG oder die Überprüfung der Schilddrüsenfunktion angezeigt sein, da Hitzewallungen auch durch andere Ursachen ausgelöst werden können.
Was hilft gegen Hitzewallungen?
Treten Hitzewallungen so intensiv und häufig auf, dass sie die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigen, gibt es verschiedene Wege, sie zu lindern.
- Hormonersatztherapie (HRT): Diese ist die effektivste Behandlungsmethode für Hitzewallungen [2]. Über Tabletten, Pflaster oder Gel wird dem Körper Östrogen zugeführt, ergänzt durch Progesteron, um das hormonelle Gleichgewicht zu wahren. Die Hormonersatztherapie ist individuell abzustimmen und nicht für jede Frau geeignet. Im ärztlichen Gespräch werden Nutzen und Risiken, etwa im Zusammenhang mit Krebs- oder Herz-Kreislauf-Risiken, bewertet [3].
- Pflanzliche Medikamente: Präparate mit Traubensilberkerze (Cimicifuga) zeigen nachweislich eine Wirkung [2]. Andere pflanzliche Mittel wie Rhapontik-Rhabarber, Ginseng oder das hormonfreie Präparat Fezolinetant zeigen ebenfalls positive Effekte [6, 8, 9]. Sprich die Einnahme mit deinem Arzt oder einer Ärztin ab, um Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen zu vermeiden.
- Phytoöstrogene: So werden pflanzliche Wirkstoffe genannt, die eine dem menschlichen Östrogen ähnliche Wirkung entfalten können. Sojaprodukte wie Tofu enthalten Isoflavone, die als pflanzliche Östrogene wirken. Diese Stoffe können Hitzewallungen lindern, sollten aber insbesondere bei Frauen mit Krebsvorerkrankungen vorsichtig eingesetzt werden. Eine sojareiche Ernährung kann hilfreich sein, Nahrungsergänzungsmittel solltest du mit einem Art oder einer Ärztin besprechen [5].
- Akupunktur: Akupunktur kann die Häufigkeit und Intensität von Hitzewallungen reduzieren. Studien zeigen, dass sie durch die Stimulation bestimmter Punkte das hormonelle Gleichgewicht unterstützt und Symptome lindert. Sie eignet sich besonders für Frauen, die keine Hormonersatztherapie wünschen. Sprich mit einer Fachkraft, ob diese Methode für dich infrage kommt [7].
Ein gesunder Lebensstil in den Wechseljahren
Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und Bewegung ist empfehlenswert, obwohl der Einfluss auf die Hitzewallungen nicht eindeutig bewiesen ist. Sport, Yoga und Entspannungstechniken helfen, Stress abzubauen und das Körpergefühl zu stärken [4]. Achte darauf, was dir guttut, und finde Wege, dich in dieser Zeit bewusst zu entspannen.
Praktische Tipps im Alltag bei Hitzewallungen
- Trage atmungsaktive, leichte Kleidung aus natürlichen Materialien wie Baumwolle. Mit dem „Zwiebellook“ kannst du bei Bedarf schnell auf Temperaturschwankungen reagieren.
- Weite Ausschnitte oder Kragen, die sich öffnen lassen, helfen ebenfalls. Packe für lange Arbeitstage Wechselkleidung ein.
- Kühle Umgebung: Lüfte regelmäßig und gewöhne dir an, einen Fächer oder einen Miniventilator dabeizuhaben.
- Entspannungstechniken: Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und Hitzewallungen zu mindern.
- Auslöser vermeiden: Finde heraus, ob Tee oder Kaffee, scharfe Speisen und heiße Duschen Hitzewallungen auslösen und vermeide diese.
Manche Betroffene fühlen sich durch Hitzewallungen verunsichert und versuchen, diese zu verbergen. Das Thema offen anzusprechen, kann befreiend sein. Die plötzlich aufsteigende Hitze ist ein normales Symptom der hormonellen Veränderungen.
Quellen
[1] Wohlbefinden in den Wechseljahren. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/wohlbefinden-in-den-wechseljahren.html, abgerufen am 09/2024
[2] Leitlinienprogramm der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie (DGG). URL: https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-062l_S3_HT_Peri-Postmenopause-Diagnostik-Interventionen_2021-01.pdf, abgerufen am 09/2024
[3] Hormontherapie gegen Wechseljahrsbeschwerden. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/hormontherapie-gegen-wechseljahrsbeschwerden.html, abgerufen am 09/2024
[4] Ernährung in den Wechseljahren. URL: https://www.dge.de/blog/2024/ernaehrung-in-den-wechseljahren, abgerufen am 09/2024
[5] Wechseljahrsbeschwerden selbst lindern. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/wechseljahrsbeschwerden-selbst-lindern.html, abgerufen am 09/2024
[6] Heger, Ventskovskiy, Borzenko, et al. Efficacy and safety of a special extract of Rheum rhaponticum (ERr 731) in perimenopausal women with climacteric complaints: a 12-week randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Menopause 13(5):p 744-759, September 2006. | DOI: 10.1097/01.gme.0000240632.08182.e4
[7] Lund, Siersma, Brodersen, et al. Efficacy of a standardised acupuncture approach for women with bothersome menopausal symptoms: a pragmatic randomised study in primary care (the ACOM study) BMJ Open 2019;9:e023637. doi: 10.1136/bmjopen-2018-023637
[8] Lee, Choi, Lee, et al. Ginseng for managing menopausal woman’s health: A systematic review of double-blind, randomized, placebo-controlled trials. Medicine. 2016 Sep;95(38):e4914. DOI: 10.1097/md.0000000000004914. PMID: 27661038; PMCID: PMC5044908.
[9] Schaudig, Wang, Bouchard, Hirschberg et al. Efficacy and safety of fezolinetant for moderate-severe vasomotor symptoms associated with menopause in individuals unsuitable for hormone therapy: phase 3b randomised controlled trial BMJ 2024; 387 :e079525 doi:10.1136/bmj-2024-079525