Beschwerden in den Wechseljahren behandeln
Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren können körperliche und psychische Symptome hervorrufen. Manche Frauen haben kaum Beschwerden. Andere fühlen sich stark eingeschränkt. Wenn die Wechseljahresbeschwerden deine Lebensqualität stark beeinträchtigen, solltest du mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin über Behandlungsmöglichkeiten sprechen. [2,5,7]
Welche Medikamente helfen in den Wechseljahren?
Um Beschwerden in den Wechseljahren medikamentös zu behandeln, stehen drei Wege zur Verfügung:
- hormonelle Medikamente
- nicht-hormonelle Medikamente
- pflanzliche Präparate
Die Hormonersatztherapie (HRT) gleicht den Rückgang von Östrogen und Progesteron teilweise aus. Ziel ist nicht, den ursprünglichen Hormonspiegel wiederherzustellen – sondern die Symptome zu lindern, die durch den Hormonmangel entstehen. [1,6,9]
Nicht-hormonelle Medikamente haben je nach Symptom unterschiedliche Wirkmechanismen. Viele Frauen greifen zusätzlich zu pflanzlichen Alternativen. Zusätzlich spielen Lebensstilveränderungen eine wichtige Rolle. [10,12]
Hormonersatztherapie: Formen und Anwendungsmöglichkeiten
In der Hormonersatztherapie gibt es zwei grundlegende Möglichkeiten: die Monotherapie, bei der nur Östrogene eingesetzt werden, und die Kombinationstherapie, die zusätzlich Gestagene enthält. Die Hormone können in ganz unterschiedlichen Formen angewendet werden – zum Beispiel als Tabletten, Pflaster, Gel oder Creme. Für Beschwerden im Intimbereich wie Scheidentrockenheit oder wiederkehrende Harnwegsinfekte gibt es spezielle Vaginalpräparate: Cremes, Salben, Tabletten oder Ringe, die lokal wirken. Welcher Ansatz der passende ist, wird individuell entschieden. Auch ein Wechsel der Methode ist in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin möglich. [1,3]
Ob eine hormonelle Therapie infrage kommt, sollte individuell anhand der Beschwerden und der gesundheitlichen Gesamtsituation entschieden werden. Besonders bei ausgeprägten Symptomen kann sie eine geeignete Behandlungsoption darstellen. Eine sorgfältige ärztliche Abklärung ist erforderlich, um mögliche Kontraindikationen auszuschließen. Auch im Verlauf der Behandlung sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig, um Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie kontinuierlich zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. [9,10]
Welche Risiken hat eine Hormontherapie?
Hormonelle Therapien können bei starken Wechseljahresbeschwerden wirksam sein. Gleichzeitig bergen sie Risiken, die individuell sorgfältig abgewogen werden müssen. Mögliche Nebenwirkungen betreffen insbesondere das Krebs- und Herz-Kreislauf-Risiko. Zu den bekannten Risiken zählen: [11]
- ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs bei längerer Anwendung, vor allem bei Kombinationstherapien mit Östrogen und Gestagen
- ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte und Thrombosen – insbesondere bei oraler Einnahme nach der Menopause
- ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs bei alleiniger Östrogengabe. Frauen, die noch ihre Gebärmutter haben, bekommen daher immer eine Kombinationstherapie.
- ein leicht erhöhtes Risiko für Gallenblasenerkrankungen wie Gallensteine (vor allem bei oraler Einnahme)
- mögliche Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Brustspannen, Übelkeit und Stimmungsschwankungen
Das individuelle Risiko hängt von verschiedenen Faktoren ab – darunter die Art der Hormone, die Dauer der Behandlung sowie Vorerkrankungen. Deshalb gilt die Hormonersatztherapie nicht als Standardmaßnahme, sondern wird nur nach eingehender ärztlicher Prüfung empfohlen. [11]
Nicht-hormonelle Medikamente als Alternative
Nicht-hormonelle Medikamente sind eine Alternative zur Hormonersatztherapie – insbesondere für Personen, bei denen eine Hormonbehandlung nicht infrage kommt. Diese Präparate regulieren nicht den Hormonhaushalt, sondern wirken gezielt gegen einzelne Beschwerden wie Hitzewallungen, depressive Verstimmungen oder Schlafprobleme.
Der Einsatz erfolgt symptomorientiert und häufig unter ärztlicher Verschreibung. Zu den häufig genutzten nicht-hormonellen Medikamenten zählen:
Antidepressiva: Bestimmte Wirkstoffe aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) können Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche lindern. Dazu zählen beispielsweise Venlafaxin, Paroxetin und Fluoxetin. [13]
Gabapentin: Ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie und Nervenschmerzen entwickelt, zeigt der Wirkstoff auch Wirksamkeit bei Hitzewallungen. [14]
Clonidin: Dieses blutdrucksenkende Medikament kann ebenfalls zur Reduktion von Hitzewallungen beitragen. [15]
Fezolinetant: Der seit 2023 für Hitzewallungen zugelassene Wirkstoff wirkt direkt im thermoregulatorischen Zentrum des Gehirns und kann moderate bis starke Hitzewallungen gezielt lindern. [4]
Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren können auch Schlafstörungen sowie Beschwerden im Intimbereich wie Scheidentrockenheit oder Schleimhautveränderungen zur Folge haben. In solchen Fällen können Schlafmittel oder lokal wirksame Präparate vom medizinischen Fachpersonal verordnet werden, um die Beschwerden gezielt zu lindern.
Pflanzliche Präparate zur Linderung von Beschwerden
Zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden werden auch pflanzliche Mittel eingesetzt. Dazu zählen Präparate mit sogenannten Phytoöstrogenen – pflanzlichen Substanzen mit potenziell östrogenähnlicher Wirkung. Isoflavone, eine Form dieser Phytoöstrogene, kommen natürlicherweise in Soja, Bohnen, Getreide und Rotklee vor und werden häufig in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet.
Ein weiterer pflanzlicher Wirkstoff ist Rhapontik-Rhabarber (Rheum rhaponticum). Er enthält Verbindungen, die ebenfalls eine östrogenähnliche Wirkung entfalten können – allerdings auf einem anderen molekularen Weg als Isoflavone. Auch dieser Extrakt wird gezielt zur Linderung typischer Wechseljahresbeschwerden eingesetzt, insbesondere Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. [9,13]
Die Wirksamkeit dieser pflanzlichen Mittel kann individuell unterschiedlich ausfallen. Zudem ist die Studienlage uneinheitlich, sodass ihr therapeutischer Nutzen nicht abschließend beurteilt werden kann. [6,8]
Einfluss des Lebensstils auf Wechseljahresbeschwerden
Ein gesunder Lebensstil kann einen positiven Einfluss auf Wechseljahrsbeschwerden haben. Regelmäßige Bewegung, eine nährstoffreiche Ernährung, der bewusste Umgang mit Stress sowie der Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum können bereits bei leichten Symptomen zur Linderung beitragen. Auch bei einer laufenden medikamentösen Behandlung kann ein gesundheitsfördernder Lebensstil die Wirksamkeit der Therapie unterstützen. [1,12]
Welcher Behandlungsansatz für dich geeignet ist, solltest du in ärztlicher Absprache entscheiden. Eine präzise Beschreibung deiner Symptome unterstützt die Diagnosestellung und ermöglicht eine individuelle Therapieplanung. Treten während der Behandlung unerwünschte Veränderungen auf, sollte eine ärztliche Rücksprache erfolgen, um die weitere Vorgehensweise zu klären. So wird sichergestellt, dass die Therapie auf deine persönliche Situation zugeschnitten ist.
Quellen
[1] Mueck, A. O. (2015). Anwendungsempfehlungen zur Hormonsubstitution in Klimakterium und Postmenopause. Frauenarzt, 56(8).
[2] Sergeant, J., & Rizq, R. (2017). ‚Its all part of the big CHANGE‘: a grounded theory study of women’s identity during menopause. Journal of psychosomatic obstetrics and gynaecology, 38(3), 189–201. https://doi.org/10.1080/0167482X.2016.1270937
[3] Zhang, G. Q., Chen, J. L., Luo, Y., Mathur, M. B., Anagnostis, P., Nurmatov, U., Talibov, M., Zhang, J., Hawrylowicz, C. M., Lumsden, M. A., Critchley, H., Sheikh, A., Lundbäck, B., Lässer, C., Kankaanranta, H., Lee, S. H., & Nwaru, B. I. (2021). Menopausal hormone therapy and women’s health: An umbrella review. PLoS medicine, 18(8), e1003731. https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003731
[4] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (2024). Fezolinetant (vasomotorische Symptome bei Menopause) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Abgerufen von https://www.iqwig.de/projekte/a24-15.html
[5] Gesundheitsportal. (2020a). Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. Abgerufen von https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sexualorgane/weibliche-hormone-zyklus/wechseljahre-symptome.html#welche-symptome-koennen-auftreten
[6] Gesundheitsportal. (2020b). Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. Abgerufen von https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sexualorgane/weibliche-hormone-zyklus/wechseljahre-therapie.html
[7] Inwald, E.C., Albring, C., Baum, E., Beckermann, M.J., Bühling, K.J., Emons, G., Gudermann, T., Peyman Hadji, Imthurn, B., Kiesel, L., Klemperer, D., Klose, P., Klaus König, Krüger, S., Langhorst, J., Leitzmann, M.F., Ludolph, A.C., Lüftner, D., Dorothea, & Neulen, J. (2021). Perimenopause and Postmenopause – Diagnosis and Interventions. Guideline of the DGGG and OEGGG (S3-Level, AWMF Registry Number 015-062, September 2020). 81(06), 612–636. https://doi.org/10.1055/a-1361-1948
[8] Lethaby, A., Marjoribanks, J., Kronenberg, F., Roberts, H., Eden, J., & Brown, J. (2013). Phytoestrogens for menopausal vasomotor symptoms. Cochrane Database of Systematic Reviews. https://doi.org/10.1002/14651858.cd001395.pub4
[9] NICE. (2015). Menopause: diagnosis and management NICE guideline. Abgerufen von https://www.nice.org.uk/guidance/ng23/resources/menopause-diagnosis-and-management-pdf-1837330217413
[10] Ortmann, O., & Lattrich, C. (2012). Therapie von Beschwerden in den Wechseljahren. Deutsches Ärzteblatt. Abgerufen von https://www.aerzteblatt.de/archiv/125120/Therapie-von-Beschwerden-in-den-Wechseljahren
[11] Pinkerton, J.V. (2023). Wechseljahre. MSD Manual Ausgabe für Patienten. Abgerufen von https://www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/wechseljahre/wechseljahre
[12] www.nice.org.uk. (n.d.). Managing short-term menopausal symptoms | Summary of evidence for 2019 surveillance of menopause (2015) NICE guideline NG23 | Menopause: diagnosis and management | Consultations | NICE. Abgerufen von https://www.nice.org.uk/consultations/672/10/managing-short-term-menopausal-symptoms
[13] Morga, A., Ajmera, M., Gao, E., Patterson-Lomba, O., Zhao, A., Mancuso, S., Siddiqui, E., & Kagan, R. (2024). Systematic review and network meta-analysis comparing the efficacy of fezolinetant with hormone and nonhormone therapies for treatment of vasomotor symptoms due to menopause. Menopause (New York, N.Y.), 31(1), 68–76. https://doi.org/10.1097/GME.0000000000002281
[14] Hayes, L. P., Carroll, D. G., & Kelley, K. W. (2011). Use of gabapentin for the management of natural or surgical menopausal hot flashes. The Annals of pharmacotherapy, 45(3), 388–394. https://doi.org/10.1345/aph.1P366
[15] Al Wattar, B. H., & Talaulikar, V. (2024). Non-oestrogen-based and complementary therapies for menopause. Best practice & research. Clinical endocrinology & metabolism, 38(1), 101819. https://doi.org/10.1016/j.beem.2023.101819