Gelenkschmerzen in den Wechseljahren: Ursache und Behandlung

Fast 70 % der Frauen in ihren Wechseljahren erleben Gelenkschmerzen [1,2]. Erfahre mögliche Zusammenhänge der Gelenkschmerzen in den Wechseljahren und welche Maßnahmen dabei helfen können. 

Inhaltsverzeichnis

Zusammenhang: Östrogenspiegel und Gelenkschmerzen

Die bedeutendste Veränderung während der Wechseljahre ist der sinkende Östrogenspiegel. Im Verlauf produzieren die Eierstöcke das weibliche Geschlechtshormon immer unregelmäßiger und weniger. Östrogen hat während der fruchtbaren Lebensphase Einfluss auf eine Vielzahl an Prozessen im weiblichen Körper, deshalb kann sich diese hormonelle Veränderung auf vielfältige Weise bemerkbar machen und unterschiedlich wahrgenommen werden. [3,5]  

Während Hitzewallungen sowie Schweißausbrüche und Schlafstörungen als bekannte Anzeichen meist schnell mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden [7], denken betroffene Frauen bei Gelenkschmerzen oftmals nicht an eine hormonelle Ursache [1]. Abklären lohnt sich aber, um eine angemessene Behandlung abzustimmen. 

Eine Vielzahl an Symptomen kann in den Wechseljahren beobachtet werden. Die Anzahl und Dauer der Symptome schwankt und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Während Hitzewallungen als direktes Symptom der Wechseljahre gelten, nehmen andere beobachtete Beschwerden, wie Herz-, Muskel- und Gelenkbeschwerden im Alter zu [8].

Es wird vermutet, dass Gelenkbeschwerden teilweise durch den sinkenden Östrogenspiegel beeinflusst werden. Gesicherte Belege für eine direkte Ursache gibt es noch nicht – dennoch sprechen klinische Beobachtungen und erste Studien dafür [2]. Deshalb muss es sich bei Gelenkschmerzen nicht immer um arthrosebedingte oder rheumatische Schmerzen handeln. Weiterhin können die Gelenkschmerzen durch Faktoren, wie das Körpergewicht, der Berufsstatus sowie depressive Stimmung beeinflusst werden [10]. 

Warum treten Gelenkschmerzen in den Wechseljahren auf?

Östrogen hat einen großen Einfluss auf den Stoffwechsel, unter anderem in den Bereichen: Muskulatur, Herz-Kreislauf-System, Bindegewebe, Knochen und Knorpelgewebe. So sorgt das Östrogen für eine verbesserte Muskel- und Knochenfunktion. Es reduziert jedoch auch die Festigkeit von Sehnen und Bändern, wodurch ein höheres Verletzungsrisiko bestehen kann, da eine bestimmte Festigkeit der Bänder wichtig für die Stabilität der Gelenke ist. [3,4,7]

Ein Mangel beschleunigt den Knochen- und Muskelschwund [4] und führt in den Gelenken zu einer schlechteren Durchblutung und Flüssigkeitsversorgung [1,9]. Dies kann sich in einer Gelenksteifigkeit bis zu Unbeweglichkeit und Schmerzen äußern [1,9]. Dabei reduziert der Mangel die Freisetzung von Endorphinen, was die Schmerzempfindlichkeit erhöhen kann [9]. Ein Östrogenmangel spielt weiterhin bei der Entstehung von degenerativen Erkrankungen, wie Osteoporose und Arthrose eine wichtige Rolle [3]. 

Häufig wird eine Gewichtszunahme in den Wechseljahren beobachtet. Gründe hierfür sind ein leicht reduzierter Grundumsatz, Wassereinlagerung und vor allem eine geringere körperliche Aktivität [5,7,9]. Ein höheres Gewicht bewirkt eine höhere Belastung auf die Gelenke, was über einen längeren Zeitraum ebenfalls zu Beschwerden führen kann. Wie alle Symptome der Wechseljahre ist auch diese Entwicklung bei jeder Frau unterschiedlich stark ausgeprägt. 

Wie kann ich Gelenkschmerzen in den Wechseljahren vorbeugen?

Ein gesunder und achtsamer Lebensstil kann viel dazu beitragen, Gelenkschmerzen vorzubeugen [1,5]:

  • Normalgewicht:
    Um die Gelenke weniger zu belasten, ist es förderlich, Übergewicht zu vermeiden oder zu reduzieren.
  • Körperliche Aktivität:
    Regelmäßige Bewegung fördert den Erhalt der Gelenk- und Muskelfunktion. Insbesondere das Krafttraining zum Aufbau der Muskulatur, welche die Gelenke stabilisieren und entlasten, ist empfehlenswert. Aber auch Dehnübungen helfen Druck auf die Gelenke zu reduzieren.
  • Ausgewogene Ernährung:
    Die mediterrane Ernährung mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten sowie Obst und Gemüse sowie eine entzündungshemmende Ernährung unterstützen die Gelenkgesundheit.

Wie lassen sich Gelenkschmerzen natürlich behandeln?

Die vorbeugenden Maßnahmen können ebenfalls bei bestehenden Gelenkschmerzen helfen. So stellen neben einer gesunden Ernährung, Bewegung und Entspannung einen wichtigen Teil der natürlichen Behandlung dar [7]. Weiterhin kann eine Gewichtsabnahme förderlich sein [2]. Sind deine Gelenke entzündet oder die Schmerzen stark, kann eine physiotherapeutische Beratung unterstützend sein, dort werden dir passende Übungen gezeigt. Es ist empfehlenswert, die Schmerzen ärztlich abklären zu lassen, da es Krankheitsbilder gibt, wo eine Physiotherapie nicht hilfreich sein kann.

Hier sind weitere Tipps und Anregungen für den Umgang mit schmerzenden Gelenken:  

Kälte lindert
Wärme entspannt die Muskulatur und der Griff zur Wärmflasche ist gewohnt und wohltuend. Aber auch Kälte kann hilfreich sein, besonders wenn das Gelenk entzündet oder geschwollen ist. Hierfür gibt es Kühlpads oder kühlendes Gel. Auch ein Wechsel von Wärme und Kälte kann Linderung bringen.

Stress reduzieren
Die hormonelle Umstellung kann Stress mit sich bringen. Als Stressreaktion des Körpers können Verspannungen auftreten und entzündliche Prozesse verstärkt werden. Versuche es mit Entspannungstechniken, wie Atemübungen oder Progressive Muskelentspannung, aber auch Qigong oder Yoga können zur entspannend sein. Bereits regelmäßige kleine Einheiten im Alltag haben einen schützenden Effekt für die Psyche und Gelenke.

Bewegungstherapie
Bewegung kann sich positiv auf die eigene Belastbarkeit und Schmerzwahrnehmung auswirken. Bei  bestehenden Beschwerden kann eine angeleitete Bewegungstherapie, wie Rehabilitationssport, weitergehend unterstützen und Sicherheit geben. 

Schlafhygiene
Neben zahlreichen positiven Effekten eines gesunden Schlafes auf die Gesundheit, wie die Förderung der Regeneration, kann eine ungünstige Schlafposition Gelenkbeschwerden verstärken. Das Testen einer Knierolle zwischen den Beinen, um Hüft- und Knieschmerzen zu reduzieren oder ein Wechsel der Matratze kann für eine Entlastung sorgen.

Wann sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden?

Hattest du vorher nie Gelenkbeschwerden und bemerkst etwa zur selben Zeit auch andere Anzeichen der Wechseljahre, kann es sich um eine Folge des Östrogenmangels handeln. Wirklich abklären lässt sich dies nur mittels einer ärztlichen Untersuchung. 

Wenn bei dir starke Schmerzen bestehen, welche trotz aller Maßnahmen dein Leben beeinträchtigen oder von anderen Symptomen wie Rötungen oder Fieber begleitet werden, ist ein Termin in einer orthopädischen oder rheumatologischen Praxis ratsam. Hier wird festgestellt, ob es sich bei den Schmerzen um Symptome der Wechseljahre handelt, oder ob eine andere Erkrankung wie Gicht, Rheuma oder Osteoporose der Auslöser ist. Lassen sich die Schmerzen auf die hormonelle Umstellung zurückführen, kannst du mit deiner:m Gynäkolog:in über eine Hormonersatztherapie (HRT) sprechen. Auch eine Beratung zu natürlichen Alternativen, etwa mit Phytoöstrogenen oder anderen pflanzlichen Präparaten [5,6,7] ist möglich und danach kannst du dich für deinen Weg entscheiden.

Fazit

Die Wechseljahre können herausfordernd und belastend sein. Wie du sie erlebst, liegt zu einem großen Teil in deiner Hand. Informiere dich in Ruhe, hole dir Rat und tausche dich mit anderen Frauen aus. Auch wenn jede Frau ihre Wechseljahre anders erlebt, bist du nicht allein. Möglicherweise braucht dein Körper jetzt mehr Aufmerksamkeit, als du es gewohnt bist. Nutze diese Chance, um dir Gewohnheiten anzueignen, die dir guttun.

Quellen

[1] (2024). Bei einer mittelalten Frau mit Gelenkproblemen muss man an die Hormone denken. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Unfalchirurgie.  https://www.dgu-online.de/presse/pressemitteilungen/detailansicht-pressemitteilungen/artikel/bei-einer-mittelalten-frau-mit-gelenkproblemen-muss-man-an-die-hormone-denken-und-an-rheuma-4581

[2] Magliano, M. (2010). Menopausal arthralgia: Fact or fiction. Maturitas, Volume 67, Issue 1, 29 – 33. https://www.maturitas.org/article/S0378-5122(10)00196-9/abstract 

[3] Gambacciani, M. & Levancini, M. (2015). Bedeutung von Östrogenen für Knorpelgewebe und Bandscheiben. Gynäkologische Endokrinologie 13, 22–27. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/s10304-014-0645-z 

[4]  Chidi-Ogbol, N. & Baar, K. (2019). Effect of Estrogen on Musculoskeletal Performance and Injury Risk. Frontiers in Physiology. Sec. Exercise Physiology. Volume 9 – 2018.  https://doi.org/10.3389/fphys.2018.01834

[5] Zieger, S. (2023). Ernährung in den Wechseljahren. Wissenschaftsmagazin DGEwissen. 11/2023.
https://www.dge.de/blog/2024/ernaehrung-in-den-wechseljahren

[6] Vollmer, G., Papke, A. & Zierau, O. (2010). Treatment of menopausal symptoms by an extract from the roots of rhapontic rhubarb: the role of estrogen receptors. Chin Med 5, 7 (2010). https://doi.org/10.1186/1749-8546-5-7 

[7] Kamensky, J. & Nirschl, S. (2024). Ernährung in den Wechseljahren. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. www.vis.bayern.de/essen_trinken/zielgruppen/ernaehrung_wechseljahre.htm  

[8] Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).(2020). S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen. AWMF online. http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-062.html  

[9] Albring, C. (2018). Wechseljahresbeschwerden / Klimakterische Beschwerden. Frauenärzte im Netz.  https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/wechseljahresbeschwerden-klimakterische-beschwerden/ 

[10] Szoeke, C. E., Cicuttini, F. M., Guthrie, J. R., & Dennerstein, L. (2008). The relationship of reports of aches and joint pains to the menopausal transition: a longitudinal study. Climacteric, 11(1), 55–62. https://doi.org/10.1080/13697130701746006 

Mitwirkende Autor:innen

  • Melanie Pöpel ist Bewegungswissenschaftlerin (B.A.), Gesundheitsmanagerin (M.A.) und Fitnesstrainerin (A-Lizenz). Sie besitzt Erfahrungen in der Trainingsgestaltung von Mitgliedern und Patienten mit unterschiedlichen Beschwerdebildern.

  • Das MENO! Redaktionsteam setzt sich aus erfahrenen und qualifizierten Fachkräften unterschiedlicher Disziplinen zusammen. Dazu gehören Expert:innen aus den Bereichen Medizin, Ernährungswissenschaft/Ökotrophologie, Sport- und Gesundheitswissenschaften sowie der klinischen Psychologie. Unser Ziel ist es, allen Leser:innen verlässliche, gut verständliche und wissenschaftlich fundierte Gesundheitsinformationen zu bieten. Jeder Artikel wird sorgfältig auf Aktualität, Fachlichkeit und eine wertfreie Darstellung geprüft, um zu einer informierten und offenen Auseinandersetzung mit dem Thema beizutragen.

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