Testosteron in den Wechseljahren

Im menschlichen Körper übernimmt Testosteron eine Vielzahl wichtiger Aufgaben. Besonders während der Wechseljahre kann ein Mangel an Testosteron vor allem körperliche, aber auch psychische Veränderungen hervorrufen, wobei die Auswirkungen individuell unterschiedlich sind. In diesem Artikel erfährst du, welche Funktionen Testosteron im weiblichen Körper übernimmt, wie sich ein Mangel bemerkbar macht und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Testosteron und wie wirkt es?

Testosteron wird im Körper aus Cholesterin gebildet. Es ist vor allem dafür bekannt, männliche Merkmale wie eine tiefere Stimme und Körperbehaarung zu fördern. Doch auch bei Frauen spielt es eine wichtige Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden [1, 3].

Das Hormon reguliert den Stoffwechsel, unterstützt die Immunabwehr, stabilisiert den Flüssigkeitshaushalt und beeinflusst die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale. Nach seiner Bildung zirkuliert Testosteron im Blut und entfaltet seine Wirkung in verschiedenen Geweben wie Muskeln, Knochen, Haut und Nervenzellen [1].

Wo wird Testosteron gebildet?

  • Bei Männern: Die Hauptproduktion findet in den Hoden statt, ein kleiner Anteil wird in der Nebennierenrinde gebildet.
  • Bei Frauen: Testosteron wird in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde produziert [1, 3].

Die Bedeutung von Testosteron für Frauen

Obwohl Frauen im Vergleich zu Männern niedrigere Testosteronwerte haben, spielt das Hormon eine entscheidende Rolle in ihrem Körper. Es übernimmt wichtige Aufgaben:

  • Muskel- und Knochengesundheit: Testosteron trägt zum Erhalt der Muskelkraft und zur Stabilität der Knochen bei, insbesondere in den Wechseljahren, um einem Abbau der Knochendichte (Osteoporose) vorzubeugen.
  • Energie und Belastbarkeit: Testosteron fördert die körperliche Leistungsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden.
  • Emotionale Stabilität und Gedächtnis: Es beeinflusst die Stimmung, das Selbstvertrauen und die kognitiven Fähigkeiten positiv.
  • Sexuelle Gesundheit: Testosteron unterstützt die Libido und das sexuelle Verlangen.

Testosteron in den Wechseljahren

Während der Wechseljahre sinken die Spiegel von Östrogen, Progesteron und Testosteron. Allerdings fallen Östrogen und Progesteron stärker ab, wodurch Testosteron relativ gesehen überwiegt. Dieser hormonelle Wandel kann verschiedene Auswirkungen haben [3, 4]:

  • Haut und Haare: Vermehrter Haarwuchs im Gesicht, Akne, Haarausfall.
  • Körperliche Veränderungen: Weniger Muskelmasse, mehr Bauchfett.
  • Energie und Stimmung: Das Energielevel kann stabil bleiben oder sogar profitieren, während Stimmungsschwankungen auftreten können.
  • Libido: Das sexuelle Verlangen bleibt teilweise stabil oder verändert sich individuell.

Zusätzlich verstärkt der kombinierte Rückgang aller drei Hormone typische Wechseljahresbeschwerden. Langfristig kann ein sinkender Testosteronspiegel das Osteoporoserisiko erhöhen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Testosteronmangel

Ein nachgewiesener Testosteronmangel kann in den Wechseljahren mit einer individuell abgestimmten Testosteron-Ersatztherapie behandelt werden. Diese Therapie wird insbesondere dann empfohlen, wenn typische Symptome wie Muskelschwäche, Energieverlust oder ein vermindertes sexuelles Verlangen auftreten und andere Hormonersatztherapien nicht ausreichend helfen [1, 2].

Systemische Testosterontherapie: 

In Deutschland sind derzeit keine Testosteronpräparate speziell für Frauen zugelassen. Frauen, die eine Testosterontherapie benötigen, erhalten häufig niedrig dosierte Präparate, die ursprünglich für Männer entwickelt wurden, oder individuell hergestellte Rezepturen. Die Anwendung erfolgt in Form von Gelen, Cremes oder Pflastern, die individuell dosiert werden.

Die Therapie sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Es ist wichtig, den Testosteronspiegel regelmäßig zu kontrollieren, um die Dosierung anzupassen und Nebenwirkungen wie Akne oder unerwünschten Haarwuchs zu vermeiden [4].

Testosteron überprüfen lassen

Vor Beginn einer Therapie wird der Testosteronspiegel mithilfe einer Blutuntersuchung bestimmt. Während der Behandlung erfolgen regelmäßige Kontrollen, um die Dosierung optimal anzupassen. Ein langfristiger Einsatz wird jährlich durch Ärzt:innen überprüft, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und die Sinnhaftigkeit der Behandlung zu bewerten [4].

Fazit

Testosteron ist auch für Frauen ein unverzichtbares Hormon, das zahlreiche körperliche und psychische Prozesse beeinflusst. Besonders in den Wechseljahren kann ein Testosteronmangel Beschwerden wie Müdigkeit, Muskelabbau und sexuelle Unlust hervorrufen [1, 4]. Eine individuell abgestimmte Hormonersatztherapie kann helfen, diese Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Eine Testosterontherapie soll nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. 

Quellen

[1] British Menopause Society. (n.d.). Tool for clinicians: Information for GPs and other health professionals. Verfügbar unter: https://thebms.org.uk/wp-content/uploads/2022/12/08-BMS-TfC-Testosterone-replacement-in-menopause-DEC2022-A.pdf.

[2] Scott, A., & Newson, L. (2020). Should we be prescribing testosterone to perimenopausal and menopausal women? British Journal of General Practice, 70(693), 203–204. https://doi.org/10.3399/bjgp20x709265.

[3] Erekson, E.A., Martin, D.K., Zhu, K., Ciarleglio, M.M., Patel, D.A., Guess, M.K., & Ratner, E.S. (2012). Sexual Function in Older Women After Oophorectomy. Obstetrics & Gynecology, 120(4), 833–842. https://doi.org/10.1097/aog.0b013e31826af3d1.

[4] Inwald, E.C., Albring, C., Baum, E., Beckermann, M.J., Bühling, K.J., Emons, G., Gudermann, T., Hadji, P., Imthurn, B., Kiesel, L., Klemperer, D., Klose, P., König, K., Krüger, S., Langhorst, J., Leitzmann, M.F., Ludolph, A.C., Lüftner, D., & Neulen, J. (2021). Perimenopause and Postmenopause – Diagnosis and Interventions. Guideline of the DGGG and OEGGG (S3-Level, AWMF Registry Number 015-062, September 2020). Geburtshilfe und Frauenheilkunde, 81(06), 612–636. https://doi.org/10.1055/a-1361-1948.

[5] Bancroft, J., & Graham, C.A. (2011). The varied nature of women’s sexuality: Unresolved issues and a theoretical approach. Hormones and Behavior, 59(5), 717–729. https://doi.org/10.1016/j.yhbeh.2011.01.005.

[6] Basson, R. (2007). Hormones and sexuality: Current complexities and future directions. Maturitas, 57(1), 66–70. https://doi.org/10.1016/j.maturitas.2007.02.018.

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