Wie Kleidung dich in den Wechseljahren unterstützen kann
Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren können mehrere Jahre andauern – im Durchschnitt etwa sieben [1]. In dieser Zeit treten häufig Beschwerden wie Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche, Schlafprobleme oder auch körperliche Veränderungen wie Gewichtszunahme auf [2,3,4].
Durch die Wahl der richtigen Kleidung kannst du mit folgenden Wechseljahressymptome besser umgehen:
- Hitzewallungen und Nachtschweiß: Etwa 75–80 % der Frauen erleben diese Symptome [1,2]. Naturstoffe wie Baumwolle oder Leinen können helfen, überschüssige Wärme abzugeben und Feuchtigkeit aufzunehmen.
- Schlafstörungen: Hitzewallungen in der Nacht beeinträchtigen bei vielen den Schlaf. Nachtwäsche aus atmungsaktiven Stoffen kann zur besseren Nachtruhe beitragen [3,4,5].
- Körperliche Veränderungen: Kleidung mit weiten Schnitten kann dich unterstützen, dich wohlzufühlen, ohne einzuengen [6].
- Empfindliche Haut: Trockene, sensible Haut reagiert oft gereizt auf Synthetik. Weiche Naturmaterialien oder Textilien mit OEKO-TEX®-Zertifikat können Reizungen vorbeugen [7,8].
Chemikalien in Kleidung: ein möglicher Einflussfaktor
In manchen Textilien, Pflegeprodukten oder Lebensmitteln können Chemikalien wie Bisphenol A, Phthalate, Parabene sowie Schwermetalle wie Blei oder Kadmium enthalten sein. Diese Stoffe stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt zu beeinflussen und genetische Vorgänge zu verändern [1].
Studien bringen sie mit einer verfrühten Menopause und vermehrten Hitzewallungen in Verbindung. Deshalb kann es hilfreich sein, nicht nur auf den Stoff und Schnitt deiner Kleidung zu achten, sondern auch auf die Materialien und deren Herkunft.
Welche Textilien für die Wechseljahre?
Wenn du in den Wechseljahren häufiger schwitzt oder empfindlich auf Wärme reagierst, können natürliche Stoffe den Alltag erleichtern. Sie sind atmungsaktiv, fühlen sich weich auf der Haut an und helfen, Feuchtigkeit abzuleiten.
Am besten eignet sich leichte Kleidung aus natürlichen Materialien:
- Baumwolle
- Seide
- Hanf
- Wolle
- Leinen
- Kaschmir
Sie sind atmungsaktiv, nehmen Feuchtigkeit gut auf, transportieren diese nach außen und fühlen sich angenehm kühl an. Achte dabei auf eher dünne Materialien und feine Garne. Ein guter Test ist es, den Stoff gegen das Licht zu halten: je mehr Licht durchfällt, umso atmungsaktiver ist der Stoff.
Ungeeignete Materialien bei starkem Schwitzen
Bei starkem Schwitzen können synthetische Materialien unangenehm werden. Folgende Stoffe stauen die Hitze und lassen kaum Luft an deine Haut.
- Polyester
- Polyacryl
- Nylon
- Elasthan
Naturfasern sind meist atmungsaktiver und fühlen sich angenehmer auf der Haut an. Synthetik ist dagegen oft pflegeleichter und formstabil. Inzwischen gibt es aber auch Materialien, die beide Vorteile verbinden – sogenannte Mischformen.
Mischformen
Neben rein natürlichen und rein synthetischen Stoffen gibt es auch halbsynthetische Varianten wie
- Bambusviskose (Lyocell / Marke: Tencel™)
- Modal
Sie werden aus chemisch verarbeiteten Holzderivaten (z. B. Eukalyptus, Buche oder Fichte) hergestellt und stellen somit eine Mischform aus Synthetik und Natur dar. Diese Stoffe werden vor allen Dingen für Unterwäsche, Schlafanzüge und Bettlaken verwendet. Auch Baumwolle mit einem Anteil an Lycra oder Polyester sowie Seiden-Viskose-Mischungen können bequem und funktional sein. Achte darauf, wie sich das Material auf deiner Haut anfühlt.
Mischformen sind eine gute Option, wenn du auf Materialqualität und Hautverträglichkeit achtest. Sie bieten Komfort, Funktionalität und oft eine gute Passform.
Atmungsaktive Stoffe für die Wechseljahre
Kleidung aus Sporttextilien mit Feuchtigkeitsmanagement kann dir helfen, dich bei Hitzewallungen oder starkem Schwitzen wohler zu fühlen. Diese Stoffe nehmen Schweiß auf, trocknen schnell und transportieren Feuchtigkeit nach außen. Besonders bei Bewegung oder im Alltag, wenn du länger unterwegs bist, können solche Materialien praktisch sein – etwa in Unterwäsche, Shirts oder Nachtwäsche.
Was tun gegen Hitzewallungen?
Hitzewallungen können körperlich anstrengend sein. Dazu kommt oft die Sorge, dass Schweißflecken sichtbar werden – zum Beispiel im Beruf oder in sozialen Situationen.
Einige Stoffe und Farben lassen Schweiß schneller durchscheinen. Dazu zählen:
- Enganliegende Kleidung
- Grautöne und kräftige Farben
- Dichte, synthetische Materialien
Du kannst das reduzieren, indem du zu lockerer Kleidung in dezenten Farbtönen greifst. Auch waschbare Achselpads aus Baumwolle oder Schurwolle helfen, Nässe aufzufangen. Du findest sie in vielen Drogerien und Apotheken.
Was bei Nachtschweiß hilft – von Kleidung bis Bettdecke
Bei Nachtschweiß kann dir Nachtwäsche aus Bambusviskose, Modal, Baumwolle oder Seide helfen. Diese Stoffe fühlen sich kühl an und nehmen Feuchtigkeit auf, ohne sich klamm anzufühlen. Auch deine Bettdecken und Matratzenauflagen sollten atmungsaktiv und temperaturausgleichend sein. Materialien wie TENCEL™ (Lyocell), Seide, Leinen, Hanf oder Baumwolle sind besonders geeignet, wenn du nachts stark schwitzt. Sie regulieren die Temperatur, nehmen Feuchtigkeit auf und sorgen für ein trockenes Schlafgefühl.
Schwitzt du nachts viel, lege dir am besten mehrere Lagen natürliche Stoffe auf das Bettlaken, sodass du eins nach dem anderen, wenn es nass sein sollte, herausziehen kannst. Lege dir ebenfalls frische Nachtwäsche zurecht, so dass du beides bei Bedarf schnell wechseln kannst.
Überblick: Die besten Materialien bei Hitzewallungen und Nachtschweiß
Situation | Empfehlenswerte Stoffe | Zu vermeidende Stoffe |
Alltag | Baumwolle, Leinen, Modal, Hanf, Seide, Kaschmir | Polyester, Polyacryl |
Sport & Bewegung | Merinowolle, Bambus, Tencel™, Funktionspolyester | Synthetik ohne Funktion |
Nachtwäsche | Bambusviskose, Modal, Seide, Baumwolle, Hanf | Mikrofaser, nicht atmungsaktive Stoffe |
Unterwäsche | Baumwolle, Modal, Tencel™ | Spitze aus Synthetik |
Homewear & Entspannung | Jersey, Musselin, Leinen, Hanf | Polyester, Polyacryl |
Kleidung für empfindliche Haut – worauf du achten kannst
Während der Wechseljahre kann deine Haut sensibler werden. Reibung, Hitze oder chemische Rückstände in Textilien können dann schnell zu Reizungen führen. Wähle bevorzugt Textilien mit dem GOTS- oder OEKO-TEX®-Label, um auf Nummer sicher zu gehen, dass deine Haut nicht durch chemische Zusätze gereizt wird. Wasche neue Kleidung daher vor dem ersten Tragen.
Verwende milde, unparfümierte Waschmittel ohne Weichspüler, um Hautreizungen zu vermeiden. Wasche empfindliche Stoffe im Schonwaschgang und lasse sie an der Luft trocknen. Pflege deine Lieblingsstücke gut, damit sie dir lange erhalten bleiben.
Formen und Schnitte
Enge Kleidung, hohe Krägen oder Shapewear können Hitze stauen und dich zusätzlich ins Schwitzen bringen – besonders bei Hitzewallungen. Auch empfindliche Haut reagiert oft gereizt auf Reibung und Druckstellen.
Achte deshalb auf Schnitte, die Luft an deine Haut lassen und dir Bewegungsfreiheit geben:
- weite Kleidung wie lockere Blusen/Hemden, weite Hosen oder fallende Kleider
- offene Hals-Ausschnitte
- dreiviertellange Ärmel und Hosen
- leichte Accessoires wie lockere Seidenschals
10 Tipps für Kleidung in den Wechseljahren
- Kleide dich im „Zwiebellook“, um dich schnell an Temperaturwechsel anzupassen
- Wechselkleidung dabei zu haben, kann dir helfen, dich nach dem Schwitzen wieder frisch zu fühlen
- Setze auf weite, luftige Schnitte, damit Luft zirkulieren kann
- Wähle weiche, bequeme Stoffe, die nicht reiben oder einschneiden
- Wähle atmungsaktive, feuchtigkeit ableitende Stoffe – auch als Nachtwäsche
- Trage luftige, weite und dünne Kleidung
- Kaufe dir bei Bedarf Achselpads aus Baumwolle
- Vermeide enganliegende Kleidung aus besonders dichten und künstlichen Stoffen
- Leichte Accessoires wie ein Seidenschal oder ein Cardigan können wärmen und dir Flexibilität geben
Fazit
Die richtige Kleidung kann dir helfen, typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Nachtschweiß, empfindliche Haut und körperliche Veränderungen besser zu bewältigen. Leichte, atmungsaktive Stoffe aus Natur- oder Funktionsfasern fördern dein Wohlbefinden und geben dir ein angenehmes Körpergefühl.
Quellen
[1] Avis, N.E. et al. (2015). Duration of Menopausal Vasomotor Symptoms Over the Menopause Transition. JAMA Internal Medicine. URL: https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2190992
[2] Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. (2020). S3-Leitlinie: Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen. AWMF. URL: https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-062l_S3_HT_Peri-Postmenopause-Diagnostik-Interventionen_2021-01.pdf
[3] Santoro, N., Roeca, C., Peters, B.A., Neal-Perry, G. (2021). The Menopause Transition: Signs, Symptoms, and Management Options. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism. URL: https://doi.org/10.1210/clinem/dgaa764
[4] Depypere, H. et al. (2024). Elinzanetant for Vasomotor Symptoms Associated With Menopause. JAMA Internal Medicine. URL: https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2822766
[5] Bullut, S. et al. (2021). The Relationship Between Menopausal Complaints and Sleep Quality. International Journal of Caring Sciences. URL: https://internationaljournalofcaringsciences.org/docs/48_bullut_original_14_3.pdf
[6] Hatcher, K.M., Smith, R.L., Chiang, C., Flaws, J.A., Mahoney, M.M. (2022). Nocturnal Hot Flashes, but Not Serum Hormone Concentrations, as a Predictor of Insomnia in Menopausal Women. Journal of Women’s Health. URL: https://doi.org/10.1089/jwh.2021.0502
[7] British Menopause Society. (2023). Nutrition and Weight Gain. URL: https://thebms.org.uk/wp-content/uploads/2023/06/19-BMS-TfC-Menopause-Nutrition-and-Weight-Gain-JUNE2023-A.pdf
[8] Zouboulis, C.C., Blume-Peytavi, U., Kosmadaki, M., Roó, E., Vexiau-Robert, D., Kerob, D., Goldstein, S.R. (2022). Skin, Hair and Beyond: The Impact of Menopause. Climacteric. URL: https://doi.org/10.1080/13697137.2022.2050206
[9] Kamp, E., Ashraf, M., Musbahi, E., DeGiovanni, C. (2021). Menopause, Skin and Common Dermatoses. Part 2: Skin Disorders. Clinical and Experimental Dermatology. URL: https://academic.oup.com/ced/article/47/12/2117/6966236
[10] Levine, L., Hall, J.E. (2023). Does the Environment Affect Menopause? A Review of the Effects of Endocrine Disrupting Chemicals on Menopause. Climacteric. URL: https://doi.org/10.1080/13697137.2023.2173570
[11] Wang, R., Guan, C., Jin, X., Chai, J., Zhou, F., Wang, N., Song, B. (2024). Sweat Pore-Inspired Functional Nanofiber Fabrics for Sweat Management and Simultaneous Detection. Small. URL: https://doi.org/10.1002/smll.202408465
[12] De Liz, Sheila (2020): Woman on fire. Hamburg, Rowohlt Verlag.